REISE
NACH
LA
DOLCE
VITA
Italien
mit allen Sinnen
Die Lombardei: Eine
kulturelle und
kulinarische
Erkundungstour
im Verjüngten
Subaru Impreza
Text und Fotos:
Jörg Schweber
Der Himmel voller Parmaschinken
Der Himmel über den beiden Eheleuten Pietro hängt hier in ihrem kleinen Laden nicht wie sonst in Cremona voller Gei- gen, an ihrer Stelle baumelt der Parma-schinken von der Decke. Seit 40 Jahren betreiben Gabriella und Losi Pietro schon das Delikatessengeschäft Formag- gi d‘Italia in der Fußgängerzone im Schatten des Doms von Cremona. Jetzt am Abend ist die Laufkundschaft sel- tener geworden, und es ist Zeit für ein Schwätzchen. Stolz holt die Seniorchefin einen dicken Stapel mit Rei- semagazinen hervor, der griffbereit unter dem Tresen liegt. Wenn es nach den Artikeln darin geht, sind die Spezialitäten der Pietros min- destens so berühmt wie der Ruf der Stadt als Pilgerort für Geigenbauer. Und es wäre nicht Cremona, wenn nicht sogar der Delikatessenladen etwas mit Musik zu tun hätte. Denn einige der berühmtesten Geigen-virtuosen haben nach dem Besuch der Geigenbaumeister der Stadt noch einen Abstecher in dieses Schlaraffenland der Köstlichkeiten gemacht. Was eines beweist: Musikalische und kulinarische Freuden spielen hier in Cremona gleichermaßen die erste Geige.
Wer durch die Po-Ebene reist, entdeckt in der „Kornkammer Italiens“ eine Landschaft der sinnlichen Genüsse. Nicht immer auf den ersten Blick, denn die Konkurrenz durch die bekannteren und oft auch glanz-volleren Urlaubsregionen des Landes ist groß. Aber wer sich als Besucher auch auf die leisen Töne einlässt, entdeckt schnell, dass die Gegend zwischen Mailand und Parma weit mehr als nur Parmesankäse, Parma-schinken und Wein zu bieten hat.
Weltmeister der Zwischentöne
Zum Beispiel: einige der berühmtesten Geigen der Welt. Sie werden hergestellt von Geigenbauern in der Tradition von Amati, Guarneri und Stradivari. Ihr Sitz war und ist seit Jahrhunderten Cremona. Die schon von den Römern gegründete Stadt ist sage und schreibe 2.234 Jahre alt, sie diente in den Anfängen als strategischer Vorposten gegen gallische Stämme. Dem Besucher offenbart sich heute eine imposante Domka- pitale mit atemberaubendem Anblick. Im Mittelpunkt steht das 110 Me- ter hohe romanische Gotteshaus, Sitz des Bistums Cremona, flankiert vom alles überragenden Torrazzo (Glockenturm), der Loggia dei Militi, dem Palazzo Comunale mit Rathaus und dem Palazzo Trecchi. Direkt gegenüber dem Torrazzo beleuchtet eine Arbeitslampe die kleine Werk- statt von Carlos Roberts.
Die Szene wirkt auf Betrachter aus dem Jahre 2016 wie ein Fenster in vergangene Zeiten. An den Wändenhängen fertige und halb fertige Instrumen- te, gegenüber eine große Sammlung Werkzeuge. Alles hier ist Manufaktur wie schon vor Hunderten Jahren. Der erfahrene Geigenbaumeister formt in wochenlanger Arbeit einen Klangkörper, der wie kein anderer Sinnbild für Musik ist. Die feinen Werkzeuge, der erdige Geruch des alten Holzes, die knarzenden Dielen seiner Werkstatt, die Werkbank direkt am hellen Fenster: So wie Carlos Roberts haben vor ihm schon Generationen von Geigenbaumeistern gearbeitet. Gelernt hat er sein Handwerk in Buenos Aires. Nach seiner Ausbildung führte ihn eine Reise nach Cremona, an den Sehnsuchtsort für Geigenbauer und Violin-Virtu- osen. Nicht erst seit Stradivari zählt die Stadt zu den wichtigsten Zen- tren für Streichinstrumente weltweit. Stolz pflegt der Ort sein Erbe mit Ausstellungen, Konzerten und einem Violinen-Museum mit kostbaren Exponaten.
Auf den Spuren Stradivaris
Nach Cremona wollte Carlos Roberts ei- gentlich nur für einige Monate, geblieben ist er nun schon 30 Jahre. Während der aus Argentinien stammende Geigenbauer erzählt, arbeitet er ruhig und präzise an einer Geigendecke aus Fichtenholz. Vor seinem Fenster mit direktem Blick auf den berühmten Dom und Glockenturm von Cre- mona wandern am späten Abend nur ver- einzelte Besucher über die Plätze der Altstadt. 200 Stunden benötigt der Kunst-handwerker für ein einziges Instrument, bis zu 25 Jahre lang trocknet das Holz, bis es bereit ist, Klang zu tragen. „Wenn man etwas ganz Besonderes erschaffen will, dann ist jedes noch so kleine Detail entscheidend“, sagt Roberts. In einem Notizbuch hat er sich die Abmessungen und die un- terschiedlichen Holzstärken der späteren Geige akribisch notiert. Er baut die klassische Form der berühmten Stradivari-Geige, von der er in den vergangenen Jahrzehnten an die 200 Exemplare gefertigt hat. Sachte schabt er mit einer geschärften Klinge Späne ab und entlockt dem Holz nach und nach die klassische gewölbte Form des Geigenkör- pers. An manchen Stellen wird es am Ende weniger als drei Millimeter stark sein. So präzise arbeitet der Meister, dass nach dem kunstvollen Auftragen des Lacks jede seiner vollendeten Geigen fast exakt 343 Gramm wiegt. Doch Carlos ist bei Weitem nicht der einzige Geigenbauer in Cremona. Erst der Wettbewerb der Meister führt zu absoluten Spitz-enleistungen, wie Roberts erzählt: „Ist man mit seinem Handwerk der Einzige in der Stadt, ist man automatisch der Beste. Erst der Austausch, aber auch der Wettbewerb mit meinen Kollegen sorgt dafür, dass wir zu den besten Geigenbauern der Welt gehören.“
„Eine
Reise gleicht einem Spiel.
Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei –
meist von
der unerwarteten Seite.“
Johann Wolfgang von Goethe, Briefe an Schiller
Wie bei Mama
Die traditionelle Gastfreundschaft des al- ten Castello lebt seit 20 Jahren auch die Chefin des Restaurants, Sabrina Piazza (Bild rechts). Ihre Mutter, Rina Piazza, be- gann Mitte der 70er-Jahre im Restaurant zu kochen, und zwar ganz genauso, wie sie es zu Hause für die Großfamilie der Piaz- zas immer schon tat, nur eben mit etwas größeren Töpfen. Genau das macht das Restaurant bis heute zum Geheimtipp für Genießer. Rechts im Bild: Marco Beltrametti, ihr Restaurantchef. Bis das Essen auf dem Tisch steht, können sich die Gäste im kleinen Spezialitätenladen umsehen. Hier empfängt die Besucher der Duft von Kräutern. Unter der Decke hängen Coppa, Salame und Parmaschinken. In tiefen Regalen stapeln sich Wein und Spirituosen.
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Adresse:
Antica Locanda
del Falco
Castello di Rivalta
29010 Gazzola (PC) Italy
Wo Hannibal die Römer schlug
Eine weitere Empfehlung für Norditalien-Entdecker ist das Castello di Rivalta bei Gazzola. Am Steilufer des breiten und wilden Tals des Flus- ses Trebbia thront weithin sichtbar das mächtige alte Gemäuer. Die Re- gion ist geschichtsträchtig, fand hier doch 218 vor Christus im zweiten punischen Krieg die Schicksalsschlacht an der Trebbia statt. An diesem 18. Dezember vor über zweitausend Jahren besiegte Hannibal die Römer – und Norditalien fiel in die Hand des Eroberers. Was die Anlage von Ri- valta bis heute so einzigartig macht, ist das noch völlig intakte mit- telalterliche Dorf im Schatten des Schlosses. Dessen älteste Teile wie der wehrhafte Turm am Torbogen des Eingangs wurden vermutlich schon vor 1.000 Jahren an der strategisch wichtigen Stelle errichtet. Der mar- kante Rundturm des benachbarten Schlosses ist etwas jünger. Im 15. Jahrhundert baute der Architekt Pietro Antonio Solari das Wahrzeichen. Der berühmte Baumeister setzte sich im fernen Moskau jedoch ein noch größeres Denkmal: Er wirkte mit an den Palastbauten des Kreml und entwarf zahlreiche Türme der Zarenstadt. Die prachtvollen historischen Räume des Castello di Rivalta können besichtigt werden und sind ein lohnendes Ziel für Ausflüge.
Geheimtipp für Genießer
Auf Geschichte folgt Kulinarik: Restaurants, ein Café, ein Hotel und ein Weingeschäft laden in die historischen Gebäude des Dorfes ein. Zum Beispiel im Restaurant „Antica Locanda del Falco“, das seit 40 Jahren Spezialitäten der Region serviert. Niedrige Decken mit dicken Holz- balken, Böden aus roter Terrakotta und verwinkelte Räume machen es leicht, sich vorzustellen, wie sich Reisende im Mittelalter auf die Rast am Ende einer langen Etappe freuten. Mit italienischem Temperament herrscht nun zur Mittagszeit gerade Hochbetrieb in der Küche.
Paola Bolzoni – kurz Pippi – kommt gerade mit einer großen Portion selbst gemachter Pasta vorbei, die jetzt schnell ins heiße Wasser soll. Marco Beltrametti, der als rechte Hand der Chefin für so gut wie alles zuständig ist, bricht einen dicken Kanten Parmesan vom kiloschweren Käselaib und schneidet die typische Coppa-Wurst für die Vorspei-senteller. Qualität, Regionalität und Respekt vor der Tradition: Was hier auf den Teller kommt, ist Italianità für den Gaumen.
Im Land des Grana Padano
Zum Schluss noch ein kleiner Geheimtipp. Es handelt sich um das Städtchen Crema, das zur Provinz Cremona gehört. Wir haben dort, Ende Februar, keinen einzigen Touristen ge- troffen, der Ort steht offenbar etwas im Schatten der be- rühmten Nachbarstadt. Doch auch seine Altstadt überrascht mit viel historischer Bausubstanz wie etwa dem Dom Santa Maria Assunta im Stil der Gotik oder einem Rathaus aus dem Zeitalter der Re- naissance. Am Stadtrand gelegen ist die imposante Renaissancekirche Santa Maria della Croce (Bild links oben). Doch viel wichtiger: Nirgend- wo erschien uns Norditalien wahrhaftiger als im Zentrum von Crema. Ein ehrlicher Cappuccino, etwas mürbes Gebäck. Ein Spaziergang über den Markt, auf dem gerade frische Avocados angeboten werden. Ein Blick in die nächstgelegene Käserei, in der es die vielleicht wichtigste Speziali- tät dieser Region zu kaufen gibt: den Grana Padano.
Das Rezept dieser Hartkäsesorte ist angeblich über 1.000 Jahre alt und hat sich seitdem so gut wie nicht verändert. Urkunden der Präfektur Cremona neben den Käsetheken machen klar, wie ernst es den Be- hörden mit der Urheberschaft ist: der halbfette Grana-Padano-Hartkäse darf nur in ganz bestimmten, einzeln aufgelisteten Provinzen Nord- italiens hergestellt werden. Cremona ist eine davon. Die Rezeptur des Grana ist genau definiert, seine Haltbarkeit und sein intensiver Ge- schmack machen ihn äußerst beliebt.
Es gibt ihn in drei Reifegraden, von mindestens neun bis über 20 Mo- nate. Wer den Käse richtig lagert, eingewickelt in ein Tuch, trocken und gut gekühlt, kann ihn bis zu zwei Jahre aufbewahren und langsam nachreifen lassen.
Fotografien von Hannelore Kuhlmann
ergänzt mit Fotoliafotos von Uryadnikov Sergey (1) Litchi Cyril (I) bernd234 (I)
Das Sumpfgebiet der Camargue war in antiker und mittelalter- licher Zeit kaum besiedelt, ein lebensfeindlicher Raum. Ledig- lich Hirten weideten dort Schafe und Ziegen. Sie lebten in den sog. Cabanes, kleine riedgedeckte Schuppen, die man vereinzelt heute noch sieht.
Die Camargue ist eine fast 1000 km² große, äußerst flache Landschaft in der Basse-Provence, im Rhône-Delta im Süden Frankreichs. Sie gehört fast vollständig zum Gemeindegebiet der Stadt Arles.
Die Landschaft teilt sich auf in die Grande Camargue, die zwischen den beiden Mündungsarmen der sich nördlich von Arles teilenden Rhone liegt. Die Petite Camargue ist ein flaches Gebiet, das bis Aigues-Mortes reicht. Der Hauptarm der Rhône, die Grand Rhône, mündet bei Port- Saint-Louis-du-Rhône ins Mittelmeer, der Nebenarm, die Petit Rhône, etwa 38 km westlich davon bei Saintes-Maries-de-la-Mer.
Zu dem Fluss hin ist heute die Landschaft völlig eingedeicht, die früher üblichen und zur Bildung der heutigen Landschaft beitragenden Über- schwemmungen gibt es nicht mehr. Dies hat sein Vorteile und auch Nachteile. Problematisch ist die Versalzung der Böden. Die Natur passt sich allerdings an, die Flora in der südlichen Camargue, wo keine land- wirtschaftliche Nutzung mehr erfolgt, ist nun von Pflanzen bestimmt, die mit Brackwasser zurecht kommen, wie Schilf, Tamarisken und dem Queller (salicorne).
Die Camargue ist eine Land- schaft mit einem eigenen Charakter. Auf den ersten Blick zeigt sie sich spie- gelglatt wo, außer Häusern oder Bäumen, jede noch so kleine Erhebung fehlt. Rie- sige Sumpfgebiete liegen in der Landschaft. Die Pflan- zenwelt ist karg, denn es überleben nur salz- und was- sertolerante Pflanzen. Land- wirtschaftlich genutzte Flächen, wie z.B. für den Reisanbau um Arles, gehen in die vogelreichen Feuchtgebiete um den Étang de Vaccarès, ei-nem Brackwassersee mit der Beobachtungsstation „La Capelière“, weiter in die Salzlagunen, sowie in die Sandstrände über.
Trotz der lebensfeindlichen Umgebung hat sich hier eine einzigartige Ar- tenvielfalt an Tieren angesiedelt. Natürlich müssen hier die Wildpfer- de genannt werden. In den weiten Sumpfgebieten dieser Gegend ent- wickelten sie sich über Jahrhunderte hinweg. Eine kleine, robuste, aus- dauernde und mutige Pferderasse. Camargue-Pferde sind ausschließlich Schimmel. Ihre Hufe sind überdurchschnittlich groß und verhindern so ein Einsinken im Sumpf, sind aber trotzdem sehr hart.
Sie haben bisher keineswegs ohne jeglichen menschlichen Einfluss ge- lebt. Immer wieder wurde auch durch Fremdpferde versucht, das Zucht-ergebnis zu beeinflussen. Ob es heute wirklich noch Wildpferde gibt, kann man nicht sagen, man wird diese wohl nicht zu Gesicht bekommen, da weite Teile der Camargue nicht erreichbar und sumpfig sind oder als Naturschutzgebiet gesperrt sind. Die domestizierten Artgenossen der einstigen Ureinwohner der Camargue sehen wir oft. Es sind immer noch wild wirkende Tiere, die man sich vielerorts mieten kann, um auf ihrem Rücken die Landschaft der Camargue zu erkunden.
Wir finden auch breite Strände, die in der Hauptsaison von unzähligen Wohnmobilisten bevölkert werden, in der Vorsaison teilweise aber menschenleer sind.
Weine aus der Camargue: Vins des Sables - Sandwein
Früher haben die Einwohner von der Fischerei gelebt, heute ist es der Touris- mus und die Salzgewinnung. Vor allem in Salin-de-Giraud werden regelmäßig Führ- ungen durch die Salinen angeboten. Hier gewinnt man das berühmte Fleur de Sel, das in den besten Küchen der Welt ver- wendet wird.
Voraussetzng sind ideale Sonnen- und Windverhältnisse, dann bilden sich an der Wasseroberfläche hauchdünne Salzkristalle aus, die von Hand mit traditionellen Gerätschaften „geerntet“ werden. Das weiße Gold kommt unbehandelt und ohne Zusatzstoffe in den Handel.
Dieses Salz wird hauptsächlich zum Verfeinern direkt bei Tisch ver- wendet. Auf dem Deckel jeder Dose ist erkennbar, welcher Salzgärnter-Meister (Maitre Saunier) für die Produktion des Fleur de Sel - welches von Hand geerntet wird - verantwortlich ist.
Eigentlich ist der Vin des Sables ein regel-rechtes biologisches Phänomen: ein Wein, der im Sand wächst - das heißt es reichen ihm die kargen Nährstoffe, die ein Sand- boden enthält. Es ist ein kalkhaltiger Quarzsand, der teilweise aus Meeressand, teilweise aus Sand, der von den starken Nordwinden vom Inland an die Küste getragen wird, besteht. Er enthält weder Lehmerde - die normalerweise dazu dient, das im Süden so kostbare Regenwasser zu speichern - noch Schlamm. An manchen Stel- len ist der Grundwasserspiegel recht hoch. Es ist so salzig, dass die Weinstöcke es notgedrungen vermeiden, ihre Wurzeln zu sehr in die Tie- fe wachsen zu lassen. Doch in der Camargue fand man bald eine weitaus einfachere Lösung, die Reben mit Wasser zu versorgen, und es funk- tioniert. Zudem stellte man fest, dass die Hochwasser in denen die Reb- flächen mehr oder weniger regelmäßig überflutet werden, sämtliche Schädlinge vernichteten. Um die Reblaus zu besiegen ließ man der Natur freien Lauf.
Mehr als 90 Prozent der Ernte wird zu Rosé Gris oder Gris de Gris ver- arbeitet. Unter Gris (grau) versteht man in der Camargue einen Rosé- Wein, der sehr blass wirkt. Die wichtigsten Rebsorten, aus denen die Ro- sés oder Gris produziert werden, sind Cabernet frank und Sauvignon, Ca- rignan noir und gris, Cinsault, Grenache noir und gris, Merlot und Syrah.
Karin Peters
Bad Zwischenahn
Wo der See ein Meer ist und der Himmel voller Schinken hängt
Ob „Teufelswerk“ oder nicht – Bad Zwischenahn am Zwischenahner Meer, gehört seit Jahren zu den beliebtesten Kurorten in ganz Nieder-sachsen!
Schon die Anreise macht Vergnügen. Wir sind im Ammerland, einer Re- gion hoch im Nordwesten zwischen Oldenburg und Nordseeküste. Durch Wald und Moor, vorbei an saftig grünen Weiden, auf denen schwarz- bunte Milchmädels grasen, geht es durch uraltes Bauernland. Parkland-schaft nennt sich dieses Mosaik der kulturierten Flächen. Und das im doppelten Sinne, denn im Frühjahr verwandelt es sich in einen riesigen, farbensprühenden Garten. Meterhohe Rhododendren und Azaleen öffnen millionenfach ihre Blüten. Über dreihundert Baumschulen gibt es im Ammerland – eines der größten zusammenhängenden Baumschulgebiete der Welt!
Und mittendrin das Zwischenahner Meer! Es heißt, der Teufel höchst- persönlich hätte hier seine Hand im Spiel gehabt. So erbost war er über den Bau der ersten Kirche in Oldenburg, dass er bei Zwischenahn ein großes Stück Wald aus dem Boden riss, um es auf das verhasste Gottes- haus zu schleudern. Im Laufe der Zeit füllte sich das Erdloch mit Wasser und der See entstand. Wissenschaftler sind anderer Meinung: Der mit 550 Hektar drittgrößte Binnensee Niedersachsens, sagen sie, habe sich in grauer Vorzeit durch einen eingestürzten Salzstock gebildet.
Egal, wer recht hat. Fest steht, er übt eine magische Anziehungskraft auf Urlauber, Tages- und Kurgäste aus. Mehr als 170.000 Touristen übernachten in dem 28.000-Seelen-Ort, um dieses verteufelt schöne Fleckchen Erde mit dem großen „blauen Auge“ zu genießen.
In bundesweiten Qualitätsvergleichen zählt Bad Zwischenahn auf der Beliebtheitsskala regelmäßig zu den Top 3 in Deutschand! So zieht es denn auch die meisten Besucher direkten Weges zum Kurpark am Meer. Meer? – Nun gut, die Nordsee ist ja auch kein See, könnte man ganz flapsig antworten. Tatsächlich gibt es nicht wirklich eine Erklärung. Jedenfalls sind da Möwen, Schiffe, Strandvergnügen – was, bitte, will man „mehr“! Schon Mitte des 19. Jahrhunderts lustwandelten Sommer-frischler auf der langen Seepromenade und versprachen sich durch Moorbehandlungen „Heilung von allerlei Gebrechen“. Das weiße alte Kurhaus, in dem sich sogar mal der Heimatdichter Hermann Löns von einem Nervenzusammenbruch erholt haben soll, präsentiert sich noch immer wie eine feine Dame auf ihrem Logenplatz im Park. Heute finden hier kulturelle Veranstaltungen statt. Der Kurbetrieb des staatlich anerkannten Moorheilbades spielt sich weiter östlich am See, im modernen Reha- und Wellness-Zentrum, ab.
Der Tag gehört den Gästen in Bad Zwischenahn. Man beginnt ihn am besten schon frühzeitig, wenn die schmucken Passagierschiffe der „Weißen Flotte“ noch ganz entspannt am Schiffsanleger dümpeln. Nichts schöner, als bei Kaffee und Brötchen die Morgenstimmung an Bord zu erleben und und dabei rüber bis ans andere Ufer nach Drei- bergen, Rostrup und wieder zurück zu schippern. Ein bis zwei Stunden dauert die kleine Kreuzfahrt. Herrschaftliche Villen und reethgedeckte Bauernhäuser – natürlich alle mit eigenem Bootssteg – spiegeln sich in Ufernähe. Im Schilf brüten Stockenten, Haubentaucher, Rohrammer und
Teichrohrsänger. Wer Glück hat, sieht vielleicht sogar den smaragdfar- benen Eisvogel aufblitzen, der Jagd auf kleine Fische macht.
Gut gelaunt plaudert der Kapitän vom geheimnisvollen Riesenwels. Einst, so berichtet die Sage, gab es eine Insel mitten im See mit einem prächtigen Schloss. Hier residierte Junker Alwin. Er hatte sich unsterb- lich in das Frollein von Oldenburg verliebt. Doch, oh weh, die Schöne war bereits dem Zaren versprochen. Aus lauter Gram verwandelte sich Alwin in einen Riesenwels und haust bis heute auf dem schlammigen Grund. Viele wollen die norddeutsche „Nessi-Variante“ angeblich schon gesichtet haben. Selbst die New York Times berichtete von jenem Rie- senfisch, der sich sogar über einen Rauhaardackel hergemacht haben soll.
Da bleibt man vielleicht doch lieber an Land und wählt den dreizehn Kilometer langen Rundweg ums Meer ...
Ein schmaler Holzsteg führt zum Zwischenahner Freilichtmuseum. Es ist eines der ältesten in Deutschland. Eine stolze Kappenwindmühle gehört auch dazu. Im dreihundert Jahre alten Ammerländer Bauernhaus herr- scht dicke Luft. Kein Wunder, denn im so genannten „Himmel“ über der
offenen Feuerstelle räuchern dicht an dicht die prallen Schweine- schinken! Ammerländer Schinken ist übrigens mindestens so berühmt wie der Zwischenahner Räucheraal, hier „Smoortaal“ genannt. Beides wird gleich nebenan im einstigen Getreidespeicher „Spieker“ serviert. Vorweg gibt’s Ammerländer Schluck. Und zwar stilecht aus dem Zinn- löffel geschlürft. „Ick seh di!“ eröffnet der Wirt den traditionellen Trinkspruch. „Dat freit mi“, kontern eingeweihte Gäste. Dann geht sie los, die speckig glänzende Schlemmerei.
Gegen Völlegefühl hilft ein Shopping-Bummel durch die Peterstraße. Oder wie wär's mit Schüßler Salzen? Hier, in der Peterstraße Nr. 6, wur- de der bekannte homöopathische Arzt Heinrich Schüßler (1821-1898) geboren. Auf seine zwölf Mineralsalze, mit denen er Leiden jeder Art therapierte, schwören noch heute viele Menschen. Seine backenbärtige Büste blickt freundlich auf Boutiquen, Teestuben und Cafés, nette Bars und Feinschmeckerlokale. Von hier sind es nur ein paar Schritte bis zur mittelalterlichen St.-Johannes-Kirche. Selbst die Toten auf dem Fried- hof haben Seeblick in Bad Zwischenahn. Und von fern winkt Alwin mit der Flosse...
Die Region im Nordosten Frankreichs ist an Vielseitigkeit kaum zu überbieten. Sie lädt ein zur Genussreise, Wanderurlaub oder zur Städtetour zu den Kultur- highlights Mulhouse, Straßburg und Colmar. Eine herrliche Hügellandschaft mit urgemütlichen kleinen Dörfern, umringt von Weinbergen, zeichnen die Land- schaft aus.
In den größeren Städten wie Straßburg, Mulhouse und Colmar kommen Kultur- reisende auf ihre Kosten. In erster Linie gilt das für die von einer 2000-jährigen, wechselhaften Geschichte geprägte Euro- pametropole Straßburg mit ihren verräum- ten Fachwerkvierteln, interessanten Mu- seen, den Shopping-Gelegenheiten vom Feinsten und einer fabelhaften Restaurant- und Kneipenszene.
Mittelalterliche Fachwerkdörfer mit kopf- steingepflasterten Gassen verstecken sich zwischen den Weinbergen der Hügel- landschaft und wollen entdeckt werden und dazwischen immer wieder großartige romanische und gotische Kirchen, ver- wunschene Burgen.
Das Elsass ist zweifellos ein ganz besonderes Stück Frankreich mit einer ab- wechslungsreichen Landschaft. Die Palette reicht von den dschungelartigen Rheinauewäldern über die sonnenverwöhnte Weinstraße bis zu den Vogesen mit ihren dichten Mischwäldern und saftigen Hochweiden: ein Paradies für Wanderer und Radfahrer.
Am kulinarischen Himmel über der Region am Fuß der Vogesen funkeln mehr Gourmetsterne als über den meisten anderen Regionen Frankreichs. Dabei können Leckermäuler sich nicht nur auf die Küchenkunst zahlreicher preisge-krönter Starköche verlassen.
In schummrigen Weinstuben, malerischen Hinterhöfen und rustikalen Fermes Auberges kommen auch deftige Gaumenfreuden auf den Tisch, ideal begleitet von den frischen und fruchtigen Tropfen aus den elsässischen Weinbergen.
Betschdorf
Die Herstellung von Töpferware aus salzglasiertem Steingut ist inzwischen Tradition in der Region. Im 18. Jahrhundert ließen sich in hier einige Töpfer aus dem Westerwald nieder und brachten ihre Keramiktradition mit Form und Tech- nik mit. Die Bemalung in Kobaltblau und er hohe Brand mit Salzglasur, im Ofen reduziert gebrannt zu grauer Ware. Die Krüge und Töpfe werden zur Bevorratung genutzt, so gärt in dem Grau-blauen Steinzeugtopf hier das Sauerkraut, das Schu- krut.
In einem schönen Fachwerkhaus ist ein kleines Töpfereimuseum untergebracht. Hier finden wir Beispiele dieser Handwerkskunst anhand vieler Beispiele aus Ge- genden des Elsass und des Rheinlandes. Keramik vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert, prächtige, dekorierte Stücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Aber auch zeitgenössische Töpfereikunst zeigt die Vielseitigkeit des Materials, sowohl für Gebrauchskeramik, als auch zur Umsetzng künstlerischer Arbeiten und dies schon über mehrere Jahrhunderte.
Soufflenheim
Unweit von Betschdorf finden wir einen weiteren Töpferort, in dem allerdings völlig andere Keramik in zwölf Ateliers entsteht. In der hier produzierten ofen- festen Töpferware kann man Speisen garen, die Hafnerware ist nicht so hoch gebrannt wie des Steinzeug aus dem Nachbardorf und übersteht so Dehnungen bei Hitze im Backofen.
Geformt wird das Geschirr auf der Töpferscheibe, dann trocknet sie einige Tage lang. Die Bemalung erfolgt dann in mehreren Stufen. Zunächst wird der Topf engobiert – das heißt, in die Engobe getaucht – das ist ebenfalls Ton, nur mit Wasser verdünnt und von anderer Farbe, als der Topf selbst. Dann wird er wieder getrocknet. Danach werden allerlei Muster, Vögel, Blumen darauf gemalt. Und wieder getrocknet. Danach erfolgt der Brand bei etwa 1000 Grad.
In dieser traditionellen Keramik kann man nicht nur garen, man kann sie direkt zum Servieren benutzen und ist so gesamt eine Zierde der Tafel.
In der Poterie Michel Streisel wird immer wieder nach alter Tradition Keramik gebrannt. Die Töpferei ist auf die Herstellung von feuerfesten Koch- und Back- geschirren spezialisiert.
Die Keramik ziert traditionelles Dekor, das teilweise seine Wurzeln im 19. Jahr- hundert hat.
Eine Zeitreise beginnt bei dem Besuch des alten Holzofens, in dem wie einst Töpferwaren gebrannt werden. Einige Tage steigt die Flamme aus dem Schorn- stein bis innen1.100 Grad erreicht sind und danach muß alles auch einige Zeit abkühlen. Die Keramik aus diesem Ofen zeigt eine eigene Flammenstruktur und Färbung. Jedes Gefäß hat nun für sich einen ganz eigenen Charakter.
Mit dem Blau des Mittel-meeres am Horizont ver- körpert die Region Langue-doc-Roussillon den Charme des Südens, voller Lebens-freude und Gastlichkeit. Mit dem TGV in drei Stunden von Paris zu erreichen, über den Flughafen in Mont- pellier, per Flugzeug er- reichbar und Dank des Via- duktes von Millau auch mit dem Auto leicht zugänglich, steht einem Besuch der Region Langue-doc-Roussillon mit ihren unzähligen verschiedenartigen Land- schaften, Traditionen und Sehenswürdigkeiten nichts im Wege.
Schon seit der Antike gab es zahlreiche Projekte eine Verbindung mit einen Kanal zwischen dem Mittelmeer und dem At- lantik zu entwerfen. Louis XIV (Ludwig XIV.) sieht, nach einem Vorschlag von Pierre-Paul Riquet, dem damaligen Einnehmer der Salzsteuer in Languedoc, mit diesem gigantischem Bauwerk seine Herrscherzeit in die Geschichte eingehen zu lassen.
Der Bau des Kanals erhielt im Oktober 1666 seine königliche Genehmigung. Für die Bauarbeiten mussten nun bis zu 12.000 Arbeiter beschäftigt werden, zudem musste der gesamte Verlauf der Arbeiten spezifisch organisiert werden.
Nach16 Jahren konnte der Kanal am 15. Mai1682 für die Navigation und ein Jahr später für den Warenhandel freigegeben werden.
Die Erbauer standen zuvor vor vielen schwierigen technischen Heraus-forderungen. Das Wasser musste bis an den höchsten Punkt geleitet werden, bis an die Schwelle von Naurouze (189 m), dem höchsten Punkt des Parcours. Um die Wassermengen und Volumina hierbei optimal berücksichtigen zu können baute Riquet zunächst ein Modell mit Schleusen, Tunneln und Ablässen, bevor er mit dem endgültigen Bauplan des Kanals begann. Nach der Fertigstellung um- fasste der Kanal 328 Bauwerke, wie Schleusen, Aquädukte, Tunnel, Brücken usw..
Um Überschwemmungsgefahren entgegenzuwirken, ließ der Architekt Vauban ab dem Jahre 1686 den „Tunnel des Cammazes“ bohren, um die Rinne der „Montagne noire“ zu verlängern. Ebenso ließ er den Damm „Barrage de Saint-Férréol“ ausbauen, der bei Hochwasser viel zu klein gewesen wäre. Weiter ent- standen dabei viele Bauwerke, wie z. B. für die Steuerung des Wasserpegels, außerdem ließ er 49 Aquädukte und Kanalbrücken errichten.
Das Schiffahrtsnetz wurde später mit wei- teren Bauwerken vervollständigt: Seiten- kanal „Canal latéral de la Garonne“, über den Bordeaux ohne das starke Hochwasser durchqueren zu müssen der Garonne erreicht werden konnte.
Weiter „Canal de la Robine de Narbonne“, der eine Verbindung zwischen dem Fluss Aude und dem Mittelmeer herstellte und „Canal de la Jonction“, der den Fluss Aude mit dem „Canal du Midi“ verband, „Canal de Brienne“, der den Fluss Garonne mit dem „Canal du Midi“ verband.
Um Erdrutsche an den Kanalufern zu ver- meiden und um sie gleichzeitig zu festigen säumten ursprünglich 42.000 Platanen die Ufer des „Canal du Midi“. Die Anordnung dieser in Abständen von 7 bis 8 Metern gepflanzten Bäume sieht wie ein Säulengang aus und führt so zu einem „wunderschönen Landschaftsmonument“. Die Bäume filtern das Sonnenlicht und schützen die Schiffe im Sommer vor der heißen Sonne.
Der „Canal du Midi“ wurde 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt. Ein technisches Meisterwerk, aber auch ein wahres Kunstwerk, da es den Architekten gelang, den Kanal perfekt in die durchquerten, abwechslungs-reichen Landschaftsbilder zu integrieren.
Inzwischen ist der Kanal auch eine beliebte Touristenattraktion des Wasser-tourismus geworden. Dieser wurde in den 1960er Jahren ins Leben gerufen und erlebte seine Glanzzeit in den 1980er Jahren. Zu den vom Kanal durchquerten Städten zählen Toulouse, Castelnaudary, Carcassonne, Trèbes, Béziers, Nar- bonne, Sète, Agde…